22

 

Elise schloss die Tür ihres Gästezimmers hinter sich und ließ sich gegen die geschnitzte Eichentäfelung sinken.

Sie kam sich wie eine absolute Idiotin vor.

Schlimm genug, dass sie sich Tegan wie eine dahergelaufene notgeile Schlampe an den Hals geworfen hatte, aber dann hatte sie es auch noch auf die Spitze treiben müssen, indem sie ihm ihr Blut anbot. Und er hatte es prompt verschmäht.

Natürlich überraschte es sie nicht, dass er sie zurückgewiesen hatte. Von ihr zu trinken, würde ihre blasphemische Blutsverbindung vervollständigen und unwiderrufbar machen, eine Tatsache, die Elise in den aufgeheizten Momenten der Leidenschaft in seinem Bett bereit gewesen war, zu akzeptieren. Wenigstens hatte Tegan den gesunden Menschenverstand, die kühle Selbstbeherrschung gehabt, diese Katastrophe abzuwenden.

Sein unmissverständlicher Schrecken beim Gedanken, sich mit ihr zu verbinden, selbst ohne die Gelübde, die richtige Paare ablegten, hatte Elise kein bisschen überrascht.

Aber, bei Gott, weh tat es trotzdem.

Besonders jetzt, da ihre Venen vom mächtigen Tosen seines Blutes in ihr lebendig waren und ihr Körper immer noch von der Intensität, mit der er sie geliebt hatte, summte, und sie sich fühlte, als hätte sie keinen Knochen mehr im Leib.

Sie war eine naive Närrin, weil ein hoffnungsvoller Teil von ihr tatsächlich gedacht hatte, dass sie etwas mehr miteinander geteilt hatten als nur eine ungewollte, wenn auch unbestreitbar intensive körperliche Anziehung. Als Tegan sie heute Nacht berührt hatte - sie so hungrig geküsst und dann sein Handgelenk verletzt hatte, um sie von sich trinken zu lassen -, hatte sie wirklich geglaubt, dass sie ihm mehr bedeutete als nur eine Eroberung. Sie hatte geglaubt, dass er wirklich etwas für sie empfand.

Und noch schlimmer, sie hatte gehofft, dass es so war.

Nach fünf Jahren der Einsamkeit, als sie schon geglaubt hatte, nie wieder etwas für einen Mann empfinden zu können, hatte sie endlich ihrem Herzen gestattet, sich zu öffnen.

Einem Krieger, dachte sie grimmig. Es war schon sehr ironisch, dass sie ausgerechnet einem der dunklen, gefährlichen Ordenskrieger verfallen war - besonders angesichts der Tatsache, dass man ihr ihr ganzes Leben lang eingebläut hatte, was für herzlose Wilde sie waren, denen man nicht vertrauen durfte.

Ausgerechnet etwas für Tegan zu empfinden, wahrscheinlich dem Kältesten von allen …

Nun, das ging über schlichte Torheit hinaus.

Diesen Schmerz hatte sie selbst herausgefordert, seit dieser allerersten Nacht vor vier Monaten, als sie sich von ihm aus dem Hauptquartier des Ordens nach Hause fahren ließ. Heute Nacht hatte er ihr einen Gefallen getan - sie vor einem kolossalen Fehler bewahrt, der sich, einmal begangen, nie wieder rückgängig machen lassen würde.

Für diese kleine Gnade sollte sie dankbar sein, besonders wenn sie von einem Mann kam, der behauptete, keine Gnade zu kennen.

Tegan brach ihr das Herz, und das konnte sie jetzt nicht gebrauchen.

Und doch, als sie durch den Raum zum angrenzenden Badezimmer ging und in der Dusche das Wasser andrehte, konnte sie nicht anders, als die Momente, die sie eben mit ihm in seinem Bett verbracht hatte, aufs Neue zu durchleben. Sie zog ihre Sachen aus und trat unter den warmen Wasserstrahl, spürte seine Hände auf sich, ihre Körper, wie sie ineinander verschmolzen, brennend vor Lust.

Sie sehnte sich selbst jetzt noch nach ihm, so sehr, dass es schmerzte.

Sie würde sich immer zu ihm hingezogen fühlen, der Drang seines Blutes in ihr band sie mit unsichtbaren Ketten an ihn.

Aber so sehr sie auch ihre Gefühle für Tegan auf die unglückliche Tatsache zurückführen wollte, dass sie von ihm getrunken hatte - und das jetzt schon zum zweiten Mal -, wusste sie, dass das Problem tiefer ging.

Ja, Gott steh ihr bei. Es war viel, viel schlimmer.

Sie stand kurz davor, sich in ihn zu verlieben.

Vielleicht war sie es schon.

 

Tegan bestrafte sich mit einer langen, eiskalten Dusche, und immer noch brannte sein Körper vom Gedanken an Elise. Seine Haut war ihm viel zu eng, die Dermaglyphen pulsierten unter dem kalten Trommeln der Wassertropfen. Er stützte die Fäuste auf die Marmorfliesen an der Wand und kämpfte gegen den Drang an, Elise in ihrem Gästezimmer heimzusuchen und zu beenden, was sie gerade begonnen hatten.

Himmel, wie sehr er es beenden wollte.

Immer noch war seine Sicht geschärft von den beiden Arten von Hunger nach einer einzigen Frau. Seine Fangzähne pulsierten, die langen Spitzen hatten sich noch nicht vollständig zurückgezogen. Mit einem tiefen, abgehackten Seufzer ließ er den Kopf sinken. Dieses Verlangen nach Elise wurde nur noch schlimmer, brannte in seinen Venen wie Feuer.

Wie lange würde es dauern, bis seine Selbstbeherrschung mit ihm durchging und er ihre Farce von Blutsverbindung besiegelte? Und wenn er sich erlaubte, einen Schluck von etwas so Süßem wie Elise zu nehmen, wie konnte er sich dann sicher sein, dass sein Durst nicht so stark wurde, dass er wieder vollkommen Besitz von ihm ergriff?

Es war so viel schwerer zu widerstehen, jetzt, da er wusste, dass sich Elise ihm so bereitwillig anbot, selbst ohne die Versprechen von Liebe und Treue, die jeder Mann privilegiert wäre, ihr gegenüber abzulegen. Sie war bereit gewesen, ihm so viel zu geben und so wenig dafür zu bekommen. Es beschämte ihn.

Es beschämte ihn, weil er so verdammt nahe dran gewesen war, ihr hübsches Handgelenk zwischen die Zähne zu nehmen …

Mit einem Aufbrüllen zog Tegan den Arm zurück und ließ die Faust auf die unnachgiebigen Marmorfliesen der Dusche krachen. Die glatten, polierten Vierecke zerbrachen unter seinem Schlag, die Scherben fielen ihm klirrend um die nackten Füße. Schmerz flammte in seiner Hand und seinem Handgelenk auf, aber er genoss ihn und sah zu, wie seine Blutstropfen den Abfluss hinabwirbelten.

Nein. Verdammt noch mal, nein!

Er war stärker als dieses animalische Verlangen, das er nach Elise verspürte. Er konnte ihm widerstehen. Er musste ihm widerstehen.

Er kannte Elise erst seit ein paar Tagen, und schon war sie ihm so nahe gekommen und hatte es geschafft, einige der Schutzwälle einzureißen, die er in mühsamer, jahrhundertelanger Arbeit um sich herum errichtet hatte. Er konnte nicht erlauben, dass die Dinge zwischen ihnen eskalierten.

Und das würde er auch nicht.

Selbst wenn er für den Rest ihres kurzen Aufenthalts in Berlin jeden freien Moment außer ihrer Sichtweite verbringen musste.

Tegan hob den Kopf und stellte mit einem barschen mentalen Befehl das Wasser ab. Er trat aus der Duschkabine und schlang sich eines der dicken, schwarzen Handtücher um die Hüften. Als er seine Suite betrat, sah er am Blinken seines Handys, dass ihn jemand angerufen hatte. Er wählte, um seine Mailbox abzuhören, und hoffte, dass es Befehle aus dem Hauptquartier waren, die ihn erwarteten; dass er dringend in Boston gebraucht wurde und sich unverzüglich auf den Rückweg machen sollte.

Aber so viel Glück hatte er nicht. Nicht, dass er damit rechnete, dass ihm das Glück auf irgendeine Art zu Hilfe kam. Sein Glück hatte ihn schon vor langer Zeit verlassen.

Gideons Nachricht ertönte aus dem Hörer, grimmig und knapp auf den Punkt gebracht: Er hatte erfahren, dass jemand die Flugdaten des Ordens aus dem internationalen Flughafen von Boston abgerufen hatte. Es bestanden keinerlei Zweifel daran, dass Marek hinter der Sache steckte und dass vermutlich schon sehr bald in Berlin mit ihm zu rechnen war, oder damit, dass er zumindest seine lokalen Kontakte anzapfen oder seine Fühler ausstrecken würde, um herauszufinden, wie viel der Orden wusste, und was sie mit diesem Wissen anfangen wollten.

Scheiße.

Jetzt war Tegan mehr denn je davon überzeugt, dass sie mit Peter Odolf und dem Tagebuch, das Elise von Mareks Kurier abgefangen hatte, einer großen Sache auf der Spur waren. Mehr an Entschuldigung brauchte er nicht, um sich schnell trocken zu rubbeln, anzuziehen und sich für einige Stunden in der Stadt auf Patrouille aufzumachen. Als er sich Waffen um Hüften, Oberschenkel und Knöchel geschnallt hatte, griff er sich seinen Mantel und ging die Haupttreppe des Herrenhauses hinunter.

Reichen kam gerade mit einem jungen Paar aus einem mahagonigetäfelten Arbeitszimmer geschlendert, als sich Tegan dem Foyer näherte. Der junge Mann errötete heftig unter seinen wuscheligen blonden Haaren und murmelte Reichen seinen Dank für eine kürzlich erfolgte Gefälligkeit zu, während seine hübsche, rotblonde Stammesgefährtin strahlte, die Hände liebevoll auf ihren unübersehbar schwangeren Bauch gelegt.

„Gratuliere, ihr beiden“, sagte Reichen auf Deutsch. „Ich freue mich darauf, euren strammen kleinen Sohn zu begrüßen, wenn er da ist.“

„Vielen Dank, dass Sie bereit sind, ihm Pate zu stehen“, sagte der junge Mann. „Das ist uns eine große Ehre.“

Die junge Frau stellte sich auf die Zehenspitzen, um Reichen einen Kuss auf die Wange zu hauchen, dann nahm sie ihren Gefährten bei der Hand und die beiden eilten davon, wobei sie einander verliebt in die Augen sahen, als existierte um sie herum keine Außenwelt.

„Ach ja, die Liebe“, sagte Reichen und grinste breit zu Tegan herüber, als das glückliche junge Paar verschwunden war. „Möge sie uns beide mit ihren Stacheldrahtschlingen verschonen, was?“

Tegan warf ihm einen schiefen Blick zu, aber momentan war er mit dem Zynismus dieser Bemerkung völlig einverstanden. Er kam die letzten paar Treppenstufen hinunter und sah, wie Reichens Blick auf seine Hand wanderte, die auf dem Griff der geladenen Beretta in seinem Schulterhalfter ruhte. Rohe Kratzer und Blutspuren bedeckten Tegans Knöchel, ein Andenken an die Begegnung seiner Faust mit der Marmorverkleidung der Duschkabine.

Der Deutsche hob eine dunkle Augenbraue.

„Hatte oben einen kleinen Zwischenfall“, sagte Tegan. „Ich bezahle dir den Schaden.“

Reichen wies das Angebot mit einer raschen Handbewegung zurück. „Willst du mich beleidigen? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich bin doch derjenige, der dir immer noch etwas schuldig ist.“

„Vergiss es“, sagte Tegan. Reichens Dankbarkeit war ihm unangenehm, und inzwischen juckte es ihn förmlich, aus dem Haus zu kommen, in dem Elise war und ihn vermutlich hasste.

„Ich muss ein paar Dinge in der Stadt überprüfen. Uns wurde von einigen Aktivitäten in Boston berichtet, die vermutlich bedeuten, dass wir hier Schwierigkeiten bekommen werden.“

Reichens belustigte Miene wich Ernüchterung. „Ich habe gehört, dass es in eurer Stadt vermehrt zu Rogueaktivitäten gekommen ist. Ist es wahr, dass es Dutzende waren, die sich in dem Ort verkrochen hatten, den der Orden letzten Sommer zerstört hat?“

„Wir sind nicht geblieben, um nachzuzählen, aber, ja. Es war ein riesiges Nest.“

Der Mann aus dem Dunklen Hafen fluchte leise. „Stammesvampire, die zu Rogues mutiert sind, neigen nicht gerade zur Geselligkeit. Dass sich so viele an einem Ort versammelt haben, ist ausgesprochen beunruhigend. Denkt ihr, dass sie etwa dabei waren, sich zu organisieren?“

„Möglich“, sagte Tegan und wusste doch genau, dass es ebendas war, was Marek im Schilde führte. Oder zumindest im Schilde geführt hatte, bevor der Orden ihm in der verlassenen Nervenheilanstalt, dem Hauptquartier von Mareks Blutsaugerarmee, einen roten Willkommensteppich aus Sprengstoff ausgerollt hatte.

„Tegan.“ Reichen räusperte sich. „Wenn du - oder der Orden - etwas von mir brauchen könnt, was auch immer es ist, brauchst du mich nur fragen. Ich hoffe, das weißt du. Dazu sind keinerlei Erklärungen nötig, und ich versichere dir, dass der Orden sich auf meine volle Kooperationsbereitschaft verlassen kann. Und mein uneingeschränktes Vertrauen genießt.“

Tegan sah ehrliche Aufrichtigkeit in den Augen des Mannes aus dem Dunklen Hafen, und eine begierige Intelligenz, die zu sagen schien, dass Andreas Reichen bei all seinem rücksichtslosen Charme und Draufgängertum keiner war, der solche Versprechungen leichtfertig abgab. Wenn er seine Freundschaft anbot, bot er auch seine Ehre an.

„Betrachte meine Ressourcen als deine“, fügte Reichen hinzu und senkte die Stimme zu einem vertraulichen, todernsten Flüstern. „Männer, Geld, Waffen, unterirdische Schutzräume, Information … was immer du willst. All die Mittel, die mir zu Gebote stehen, stehen dir und den übrigen Kriegern zu ihrer freien Verfügung.“

Tegan nickte dankend. „Du musst wissen, dass es dich bei deinen Reservatsvampiren nicht sehr populär machen wird, dich mit dem Orden zu verbünden, Reichen.“

„Vielleicht nicht. Aber wer kann diese selbstherrlichen Gesellen schon ausstehen, was?“ Der Deutsche schlug Tegan auf die Schulter. „Komm mit mir in die Stadt, ich will dich jemandem vorstellen. Wenn du Informationen brauchst über irgendwelche dunklen Geschäfte oder Bewegungen in der Berliner Unterwelt, dann musst du dich wirklich mal mit Helene unterhalten.“

„Die Frau, mit der du vorhin zusammen warst?“

„Ja. Eine gute alte Freundin … mit auch einigen anderen Vorzügen.“ Reichen grinste. „Sie ist eine gewöhnliche Menschenfrau, keine Stammesgefährtin, falls du dich das gefragt hast.“

Das hatte sich Tegan tatsächlich gefragt. Die heilende Bisswunde am Hals der Frau war ihm nicht entgangen, als Reichen sie am Bordstein zum Abschied geküsst hatte, aber ihr Blut schien keinen Duft zu haben. Nichts war zu riechen außer dem schalen, kupfrigen Geruch von ganz gewöhnlichen roten Zellen Marke Homo sapiens.

Offensichtlich hatte Reichen auch nicht die Erinnerung der Frau ausgelöscht, nachdem er von ihr getrunken hatte.

„Sie weiß Bescheid über dich - und den Stamm?“

Reichen nickte. „Sie ist absolut vertrauenswürdig, das kann ich dir versichern. Ich kenne sie schon seit Jahren, wir sind auch Geschäftspartner in ihrem Club. Sie hat mein Vertrauen niemals missbraucht. Sie wird auch deines nicht missbrauchen.“

Reichen strich sich das Haar an den Schläfen glatt, dann wies er auf die Tür des Herrenhauses. „Komm. Ich werde dich einführen.“

 

Wenig später fand sich Tegan in einem mit rotem Plüsch ausgeschlagenen Separee in einem hochklassigen Bordell namens Aphrodite wieder. Der Club war exklusiv und teuer, ein Spielplatz für Erwachsene, voller wunderschöner Frauen, opulent ausgestattet und mit einem breiten Angebot von Vergnügungen, deren Preis strikt im Voraus vereinbart wurde. Mit mildem Desinteresse sah Tegan zu, wie mehr als nur eine kleine Orgie in aller Öffentlichkeit stattfand.

Die Klientel des Clubs bestand fast ausschließlich aus Menschen, mit Ausnahme von Reichen, der hier ganz offensichtlich ein und ausging. Er saß Tegan im geräumigen Separee gegenüber, seine Finger spielten müßig mit einem wohlgeformten Arm von Helene, der atemberaubenden Besitzerin des Etablissements. Etliche ihrer Mädchen waren vorbeigekommen, um einen Blick auf Tegan zu werfen. Ihm waren Drinks, Essen, Gesellschaft und jede Menge Versuchungen angeboten worden, die nicht auf der offiziellen Speisekarte standen.

Als auch die letzte atemberaubende Prostituierte auf ihren hohen Absätzen davonschlenderte, sah Helene ihn mit einem Stirnrunzeln an. „Wenn Sie spezielle persönliche Vorlieben haben, bin ich sicher, dass ich die nötigen Arrangements treffen kann, um Sie zufriedenzustellen.“

Tegan rutschte tiefer in das weiche Samtpolster. Seine persönlichen Vorlieben hatten sich auf eine einzige Frau drastisch reduziert, und die war gerade in Reichens Herrenhaus und wünschte ihn vermutlich zum Teufel. „Ich weiß das Angebot zu schätzen“, sagte er zu Helene, „aber ich bin nicht hergekommen, um mich zu vergnügen.“

„Wir hatten gehofft, dass du uns vielleicht dabei behilflich sein könntest, informiert zu bleiben über … ungewöhnliche Aktivitäten in der Stadt“, fügte Reichen hinzu. „Es würde natürlich deine ganze Diskretion erfordern.“

„Natürlich“, sagte sie und nickte in scharfsichtiger Zustimmung. „Reden wir davon, ein Auge auf ungewöhnliche Aktivitäten von Menschen zu haben oder von etwas anderem?“

„Von beidem“, sagte Tegan. Da Reichen sie offensichtlich über das Vampirvolk ins Bild gesetzt hatte und ihr vertraute, das Geheimnis zu wahren, sah Tegan keinen Grund, um den heißen Brei herumzureden. „Wir verzeichnen eine deutliche Zunahme an Rogueaktivitäten in den Staaten. Wir glauben zu wissen, woher sie kommen, aber es besteht die Möglichkeit, dass einige dieser Probleme bald hier in Berlin auftreten könnten. Wenn Sie irgendetwas Ungewöhnliches hören, müssen Sie uns davon in Kenntnis setzen.“

Die junge Frau hob das Kinn. „Sie haben mein Wort.“

Sie hielt Tegan die Hand hin, und er nutzte die Gelegenheit, ihre Gefühle zu lesen. Seine Berührung sagte ihm sofort, dass sich in ihren Absichten keine Unehrlichkeit verbarg. Was sie gesagt hatte, meinte sie ernst, und sie war jemand, deren Wort man Glauben schenken konnte.

Tegan gab ihre Hand frei und lehnte sich zurück, als sich eine ihrer Damen dem Tisch näherte. „Einer meiner Klienten hatte zu viel zu trinken“, beschwerte sich die junge Frau. „Er wird laut und benimmt sich unmöglich.“

Helenes Lächeln war gelassen, aber ihre Augen wurden laserscharf. „Würdet ihr mich bitte entschuldigen? Die Pflicht ruft.“

Sie verließ das Separee und gab einem der Rausschmeißer unauffällig ein Zeichen, sie zu begleiten. Als sie gegangen war, hob Reichen eine Augenbraue. „Sie ist charmant, findest du nicht?“

Tegan stieß einen Grunzlaut aus. „Sie hat schon was.“

Jetzt kniff Reichen die Augen zusammen. „Ich bin doch neugierig - haben alle Mitglieder des Ordens das Zölibat auf sich genommen?“

Von dieser Frage schoss Tegans Kopf in die Höhe. „Von was zum Teufel redest du?“

„Ich habe dir nur zugesehen, wie du ein Dutzend makelloser Frauen abgewiesen hast, die sich dir liebend gern zu Füßen geworfen hätten, um dich zufriedenzustellen. Kein Mann hat diese Art von Selbstkontrolle. Es sei denn …“ Der Mann aus dem Dunklen Hafen lachte leise in sich hinein. „Es sei denn, die Gerüchte, die neulich auf dem Empfang kursierten, sind wahr.

Ist da etwa etwas im Gange zwischen dir und der liebreizenden Elise Chase? Etwas mehr als das Geschäftliche, das euch beide in meine Stadt geführt hat?“

„Es ist nichts zwischen uns.“ Oder zumindest sollte nichts zwischen ihnen sein. Und es würde auch nichts sein, so wie die Dinge heute Nacht gelaufen waren. „Ich habe keinerlei Absichten auf diese Frau.“

„Ah. Entschuldige, es geht mich ja auch gar nichts an. Vergib mir, solche Andeutungen zu machen“, sagte Reichen. Offensichtlich hatte er den Hinweis in Tegans abgehacktem Ton verstanden, dass dieses Thema nicht zur Diskussion stand.

Tegan stand auf. „Dann bin ich mal weg.“

Plötzlich kribbelte es ihn vom Bedürfnis, draußen unterwegs zu sein, weit weg von der sexgeschwängerten Atmosphäre des Nachtclubs. Doch er wagte nicht, mit Reichen zum Anwesen zurückzukehren, denn das würde nur dazu führen, dass er sich wieder in räumlicher Nähe von Elise befand.

„Warte nicht auf mich“, knurrte er, dann stapfte er aus dem Club und in die Nacht hinaus.

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